AUTOR

RAUMZENIT

VERÖFFENTLICHT

23 November, 2021

Einen Hofladen für die drei Hoffreunde zu entwickeln, war auch für unser Planungsbüro ein besonderes Projekt. Müssen wir doch oft die Kunden von einem verantwortungsvollen Umgang mit Ressourcen in der Architektur überzeugen, stand das Thema Nachhaltigkeit bei diesem Projekt von Beginn für unsere Arbeitsgemeinschaft im Vordergrund.

Daher war es uns auch bei der Findung der Formsprache wichtig, den Zeitgeist der Betreiber darin widerzuspiegeln. So ist ein moderner Hofladen entstanden, der in seiner Grundform an eine traditionelle Bauweise erinnert: ein kompakter Baukörper mit Satteldach, an den sich über Eck ein Vorbau angliedert. Dieser Bereich ist zwar Teil der Gebäudehülle, aber nicht beheizt.

So kann darin witterungsgeschützte Verkaufsfläche sowie ein Bereich für den Außer-Haus-Imbissverkauf angeboten werden. Um die Kombination aus Tradition und Moderne in der Außenfassade widerzuspiegeln und gleichzeitig ein besonderes Erscheinungsbild zu erzeugen, hat sich die Verwendung einer Lärchenholzfassade fast selbstverständlich ergeben.

Hier haben wir darauf geachtet, dass ausschließlich sauerländisches Lärchenholz, das vom Borkenkäfer befallen war, sogenanntes „Käferholz“, zum Einsatz kam. Üblicherweise wird sibirische Lärche verwendet und kein regionales Produkt, das aufgrund des Schädlingsbefalls ohnehin geschlagen werden muss. Auch auf die Langlebigkeit und Wiederverwertbarkeit der eingesetzten Materialien legen wir großen Wert, wie etwa durch das eingesetzte Alutrapezblech zur Dacheindeckung oder generell durch den Einsatz von vorbewittertem oder verzinktem Metall. Auch wenn ein Baustoff – wie zum Beispiel Aluminium – nicht klimaneutral herzustellen ist, spielt die langfristige Einsetzbarkeit des Materials eine große Rolle in der CO2-Bilanz.

Umweltbewusstes Bauen stellt sich auch in dem von uns stets beachteten konstruktiven Holzschutz dar: So sorgen entsprechend große Dachüberstände dafür, dass auf eine chemische Behandlung des Fassadenholzes verzichtet werden kann. Lediglich ein Bläueschutz wurde aufgetragen. Zudem wurde der gesamte Holzrahmenbau auf einen Betonsockel gestellt. Das sichert die Langlebigkeit des Gebäudes, da so keine aufsteigende Feuchtigkeit das Gebäude schädigen kann. In der Gesamtheit der Maßnahmen haben wir den ökologischen Fußabdruck für den Neubau stark reduziert.

Da unser Planungsbüro in Schmallenberg (Hochsauerland) ansässig ist, arbeiten wir bevorzugt mit Handwerkern aus unserer Region zusammen und verwenden regionale Baustoffe – so auch bei diesem Projekt. Natürlich waren dadurch die Anfahrtswege etwas weiter, doch unsere vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Zimmerei Wiese-Holz sowie der Tischlerei Schörmann, deren Bekenntnis, so ressourcenschonend wie möglich zu arbeiten, und der sehr hohe Vorfertigungsgrad der Handwerksbetriebe, wiegen dies bei Weitem wieder auf.

Für das besondere Einkaufserlebnis im Hofladen ist der Innenraum großzügig, offen und akustisch wirksam gestaltet und strahlt dabei ein hochwertiges und ruhiges Erscheinungsbild aus. Ein Highlight ist die Untersicht des Daches, denn sie stellt ein spannendes Wechselspiel aus verschieden breiten Eschenhölzer dar, die den Blick auf das dahinter liegende Lochblech freigeben. Die Akustikpaneele wurden dahinter angebracht und entfalten ihre Wirksamkeit, ohne dabei sichtbar zu sein. Für die Wandgestaltung im Innenraum hat die Tischlerei ebenfalls Holz aus dem Sauerland verwendet. Gemeinsam haben wir den Ladenbau so entwickelt, dass sich aus der Gestaltung die Funktion ergibt: Die horizontale Schalung ist so konstruiert, dass man umlaufend Elemente in die Nut einhängen kann. Selbst die vorgestellten Warenkörbe folgen dieser Funktion und bieten den Betreibern maximale Flexibilität bei ihrer Warenpräsentation, die je nach Saison kurzfristig angepasst werden muss. Um den Bedürfnissen der maximalen Wandelbarkeit auch beleuchtungstechnisch Rechnung zu tragen, wurden umlaufend Dreiphasenschienen mit LED-Leuchtmitteln angebracht. So können die Leuchten ohne Aufwand variabel positioniert werden.

Eine ganzheitliche Denkweise im Sinne der Nachhaltigkeit ist in Zeiten des Klimawandels unumgänglich. Daher enden unsere gemeinsamen Bemühungen in dieser Hinsicht nicht mit der Wahl des Baustoffes Holz. Für die technische Gebäudeausrüstung kommt eine moderne Luftwärmepumpe mit Wärmerückgewinnung zum Einsatz. Das bedeutet, dass u. a. die warme Abluft, die die Kühltheken und Kühlhäuser ohnehin erzeugen, verwendet wird, um den benötigten Heizenergiebedarf gering zu halten. Mit all diesen Maßnahmen nähern wir uns unserem Ziel des nachhaltigen Bauens auf allen Ebenen an, um einen Beitrag für dieses große und wichtige Thema zu leisten.